Gedanken über Eisen in der Pferdefütterung

2019-06-08 23:24:00 / Journal
Gedanken über Eisen in der Pferdefütterung -

Auf der Suche nach Informationen zum Thema Eisen in der Pferdefütterung haben wir viele Artikel mit Herkunft aus verschiedene Ländern verglichen und teilen an dieser Stelle ein paar kurze Informationen und die daraus entstandenen, persönlichen Gedanken dazu.

Die kurzen Informationen vorweg: Eisen ist ein wichtiges Spurenelement, das der Organismus vor allem für die Bildung von Hämoglobin (roter Blutfarbstoff -> Sauerstofftransport zu den Zellen) und Myoglobin (roter Muskelfaserstoff -> Sauerstofftransport in die Muskelzellen -> Zellatmung / Energiegewinnung) benötigt. Außerdem wird es für die Bildung eisenhaltiger Enzyme genutzt. Bei einer Unterversorgung mit Eisen kann eine Anämie entstehen.

Eisen kommt in der Nahrung als Fe2+ und Fe3+ vor, wobei es mir wichtig erscheint, das es in den pflanzlichen Nahrungsquellen größtenteils als Fe3+ vorliegt. Wichtig deswegen, weil Fe3+ eine niedrigere Resorbierbarkeit als Fe2+ aufweist, nämlich nur ca. 5%.

Die Aufnahme von Eisen in den Organismus ist ein aktiver Prozess über die Darmschleimhaut. Eisen, dass aufgenommen wurde, aber nicht direkt vom Organismus gebraucht wird, wird in gebundener Form in Leber, Milz und Knochenmark gespeichert. Verschiedene Nährstoffe (z.B. Calcium) hemmen seine Bioverfügbarkeit, andere Nährstoffe wiederum steigern diese (z.B. Vitamin C, Vitamin A). Der Körper kann Eisen nur begrenzt ausscheiden.


Fütterungsempfehlungen


NRC 2007 empfiehlt für unsere Pferde eine tägliche Versorgung des Organismus mit Eisen:

  • Erhaltung: 80 mg pro 100 kg Körpergewicht (=400mg für ein Pferd mit 500kg)
  • Arbeit: 100 mg pro 100 kg Körpergewicht (=500mg für ein Pferd mit 500kg)


GfE 2013 empfiehlt:

  • Erhaltung: 84,6mg pro 100kg Körpergewicht (= 423mg für ein Pferd mit 500kg)
  • Arbeit: 84,6mg pro 100kg Körpergewicht (= 423mg für ein Pferd mit 500kg)

Die maximal tolerierbare Menge liegt lt. Meyer und Coen bei 500 - 1000mg für ein Pferd mit 500kg, NRC spricht von einer maximal tolerierbaren Menge von 500mg Eisen pro 1 kg Rauhfutter.


Auf der Basis von hunderten Heu- und Grasanalysen enthält 1kg Heu, bzw. 1 kg Gras bereits durchschnittlich 200 mg Eisen. Frisst ein Pferd mit 500 kg Körpergewicht die empfohlene Mindestmenge Heu (2kg Heu pro 100kg Körpergewicht) ergibt sich daraus bereits folgende Versorgungsmenge:

10 kg (Heu) x 200 mg Eisen = 2000mg Eisen

Wir sehen an dieser Stelle deutlich, dass der Bedarf an Eisen bereits über die Heuaufnahme mehr als gedeckt ist!


Man sollte, selbst wenn man die genauen Eisenmengen nicht kennt, in Betracht ziehen, dass durch

  • das Kraftfutter (kleiner Hinweis: es gibt Futtermittelhersteller, die auf ihren Etikette ausschließlich die künstlich hinzugeführten Nährstoffwerte auf)
  • das Trinkwasser (vor allem natürliche Trinkwasserquellen sollten auf ihren Eisengehalt analysiert werden)


weiteres Eisen aufgenommen wird und wirklich schnell eine Überversorgung entsteht. Eine zusätzliche, künstliche Verabreichung sollte daher im Allgemeinen nach Möglichkeit vermieden werden sollte. (Anmerkung: Natürlich kann es auch bei Pferden individuelle Einzelfälle geben, die einen erhöhten Bedarf an Eisen haben. Konsultieren Sie ggf. dazu Ihren Tierarzt)


Es gibt viele Faktoren, die für die Berechnung der tatsächlichen Aufnahme von Eisen (und anderen Nährstoffen) beachtet werden sollten:

  • zuerst einmal, handelt sich bei den Angaben zur täglichen Versorgung um „Empfehlungen“
  • wir rechnen in unserem Beispiel mit Durchschnittswerten
  • auch die Analysen unterliegen natürlichen Schwankungen, denn jeder Heuballen, jede Grasparzelle weist unterschiedliche (Eisen-)Werte auf
  • im Allgemeinen weiß man nicht genau, ob von Fe2+ oder Fe3+ die Rede ist (und damit welche Bioverfügbarkeit vorliegt)
  • der allgemeine Gesundheitszustand
  • das Alter
  • das Trainingspensum
  • das Gleichgewicht der Bakterien im Darm
  • die Allgemeinversorgung mit anderen Nährstoffen und die daraus entstehenden Wechselwirkungen (beeinflussbar...!)
  • die komplexen körpereigenen Regulationsmechanismen

...damit steht der normale Pferdebesitzer vor einer Rechnung mit zu vielen Unbekannten und Variablen, um ein sicheres Ergebnis erhalten zu können. Eine relativ sichere Schlussfolgerung ergibt sich ihm aus diesen Überlegungen aber doch: man wählt ein Mineralfutter ohne weiteres zusätzliches Eisen!


Und warum?
Was passiert bei einem Eisenüberschuss im Pferdekörper?

Es gibt viele kluge Stimmen, die vor einer Eisenintoxifikation beim Pferd warnen.

Es gibt auch zahlreiche Forschungen, die belegen, dass zu viel Eisen dem Organismus schadet. Dabei werden allerdings häufig Rückschlüsse aus Forschungsergebnissen am Menschen, Hunden, Rindern, sogar Nashörnern, Delphinen und Vögeln auf das Pferd übertragen- weswegen diese Ergebnisse zwar vorsichtig zu betrachten sind, aber dennoch das Wissen bilden, das sich heute finden lässt.

Als Folgekrankheiten ist vor allem von Leberschäden die Rede, es wird aber auch über die Entstehung einer Insulinresistenz und hohem oxidativen Stress diskutiert. Das alles sind Krankheiten, mit denen wir unsere Pferde derzeit, im Zeitalter der industrialisierten Futtermittelherstellung..., konfrontiert sehen.

Erwähnenswert scheint eine relativ neue Studie der Universität Utrecht von 2018 und mit Pferden (!), die glaubwürdig belegt, dass ein zu hoher Eisengehalt zu chronischen Lebererkrankungen führen kann. In dieser Studie wurden Pferde, die gemeinsamen Zugang zu einer natürlichen Trinkwasserquelle untersucht. In der Trinkquelle wurde ein extrem hoher Eisengehalt nachgewiesen, Gras und Boden wiesen keine auffällige werte auf. Diese Quelle war für einige Pferde über Jahre die hauptsächliche Trinkwasserversorgung. Neun von 22 Tieren mussten euthanasiert werden.

(Originalpublikation: Theelen MJP, Beukers M, Grinwis GCM, Sloet van Oldruitenborgh- Oosterbaan MM (2018): Chronis iron overload causing haemochromatosis and hepatopathy in 21 horses and one donkey. Equine Vet J 51(3): 304–309. DOI 10.1111/evj.13029)

Unser Fazit

  • Da Eisen nur begrenzt ausgeschieden werden kann, ist logisch, dass vor allem eine langfristige Überversorgung unbedingt zu vermeiden ist!
  • Bei Verdacht auf Eisenüberschuss eventuell Heu, Gras und Trinkwasser analysieren lassen und nach Möglichkeiten ersetzen.
  • Ein individuelles Mineralfutter zusammenstellen lassen, in dem die Nährstoffe mit denen Eisen in Wechselwirkung tritt (Zink, Kupfer, Mangan, Phsophor) in einer möglichst sinnvollen Ratio enthalten sind oder wenigstens ein Mineralfutter ohne zusätzliches Eisen wählen.

Hier bei Cheval Ami sind wir der Meinung, dass Berechnungen der Versorgung mit Nährstoffen nie eine so feine Balance liefern können, wie sie sich bei einem freilebenden Pferd in unberührter Natur einstellen würde. Aber unsere Pferde leben nicht frei und unberührte Natur ist extrem rar.

In diesem Sinne versuchen wir, Sie so gut wie möglich mit unserer kritischen Auswahl an Futtermitteln bei einer artgerechten, 100% naturbelassenen Fütterung zu unterstützen und uns möglichst nah an das natürliche Nahrungsspektrum anzunähern, indem wir Inhalte aus dem direktem Angebot der Natur in einen Futtersack geben.
Natürlich lassen sich nicht alle verschiedenen Pflanzen (über 1000 verschiedene stehen auf dem natürlichen Speiseplan der Pferde) in einen Futtersack packen und auch im Heu ist keine ausreichende Artenvielfalt mehr vorhanden um den Nährstoffbedarf komplett abzudecken.

Den Nährstoffbedarf zumindest von Zeit zu Zeit mit einem Mineralfutter zu unterstützen ist daher empfehlenswert. In unserem Sortiment bieten wir das Mineralfutter "AGROBS® Gipfelstürmer" ohne Eisen an.


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