Die richtige Fütterung bei PSSM

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Die richtige Fütterung bei PSSM -

Ein Großteil der Muskelerkrankungen des Pferdes wird durch Belastung hervorgerufen. Man nennt diese Muskelerkrankungen Belastungsmyopathien (Myopathie = Muskelerkrankung, „Muskelleiden“). Auch bei der Polysaccharidspeicherkrankheit (PSSM) des Pferdes sind wiederholt auftretende Belastungsmyopathien typisch, die durch schwere Muskelkrämpfe während oder nach der Arbeit gekennzeichnet sind. Bei Belastungsmyopathien unterscheidet man zwischen akuten und chronischen, wiederholt auftretenden Myopathien. Zu den akuten Myopathien zählt beispielweise der Kreuzverschlag. Bei der Polysaccharidspeicherkrankheit (PSSM) handelt es sich um eine chronische Stoffwechselmyopathie, bei welcher eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels vorliegt. Die Symptome sind vergleichbar mit denen eines Kreuzverschlages wie beispielsweise Unruhe, Muskelzittern, steifer Gang mit aufgekrümmtem Rücken, schmerzhafte Kruppen- und Rückenmuskulatur, erhöhte Schweißbildung und Körpertemperatur.

Weitere Ursachen für Muskelerkrankungen wären infektiöse oder immunologische Myopathien sowie die hyperkaliämische periodische Paralyse (HYPP).

PSSM wird in zwei verschiedene Typen unterteilt. Bei PSSM Typ I liegt ein Enzymdefekt vor, welcher zu einer exzessiven Speicherung von Glykogen und/oder untypischer langkettiger Kohlenhydrate in der Skelettmuskulatur führt. Glykogen dient der Speicherung und Bereitstellung des Energieträgers Glucose im tierischen oder menschlichen Körper. Dieser Enzymdefekt lässt sich mit Hilfe eines entsprechenden Gentests feststellen. Neben PSSM Typ I wird noch ein weiterer Gendefekt vermutet: PSSM Typ II. Besonders betroffen von PSSM sind die Rassen Quarter Horse, American Paints, Belgisches Kaltblut, Percheron und Warmblüter. Bei Warmblütern scheint Typ II häufiger vorzukommen.Die Krankheitsgeschichte des Pferdes, klinische Untersuchung und Bestimmung der Serumenzymaktivitäten von Muskelenzymen in Verbindung mit einem Belastungstest führen zu der Verdachtsdiagnose PSSM. Die Muskelenzyme im Blutbild sind in Ruhe im oberen Normalbereich, während sie bei Belastung rasch ansteigen und danach nur langsam wieder in den Normbereich zurückkehren. Bestätigt wird die Verdachtsdiagnose PSSM dann mit Hilfe einer Muskelbiospie. Vorher sollten jedoch andere mögliche Ursachen wie beispielsweise Erkrankungen des Bewegungsapparates ausgeschlossen werden.

Pferde, die an PSSM leiden, kann man nicht heilen. Um den Symptomen vorzubeugen, sollte man Stress sowie unregelmäßige Belastungen wie auch exzessives Toben mit Artgenossen möglichst vermeiden. Wichtig ist, dass die erkrankten Pferde mit täglicher langsam aufbauender Arbeit eine gute Grundkondition erreichen. Auch sollten PSSM-Pferde möglichst wenig im Stall stehen, sondern sich beispielsweise während ausgiebigen Weidegang möglichst ruhig und regelmäßig bewegen. Nach akuten Symptomen sollte das Pferd etwa zwei Wochen freie Bewegung auf dem Paddock oder einer nicht zu reichen Weide haben. Danach kann mit langsamer Aufbauarbeit begonnen werden.
 
 

Wie kann man durch die Fütterung den Krankheitsverlauf von PSSM beeinflussen?


Pferde, die unter PSSM leiden, sollten möglichst stärkearm gefüttert werden. Grundsätzlich sollten diese Pferde mit ausreichend Heu von guter Qualität gefüttert werden: mindestens 1,5 kg je 100 kg Sollkörpergewicht. Ist dies nicht möglich, kann man das Grundfutter auch mit AGROBS AlpenHeu, Pre Alpin® Wiesencobs, Pre Alpin® Wiesenflakes, Pre Alpin® Compact oder Pre Alpin® Aspero aufwerten oder ersetzen. Weidegang wird aufgrund der stetigen Bewegung empfohlen, jedoch sollte die Weide nicht zu reichhaltig sein.


Bei Pferden, die mehr Energie benötigen, kann man auch Luzerne wie beispielsweise AGROBS Luzerne+ und AGROBS Luzernecobs füttern oder die Ration mit Fett als Energielieferanten (z.B. hochwertige Speiseöle) aufwerten. Hierzu eignen sich hochwertige Pflanzenöle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Öl sollte man jedoch langsam anfüttern, um Durchfall zu verhindern.

Als gute Alternative zu Getreide und getreidehaltigem Kraftfutter eignet sich auch das getreide- und melassefreie AGROBS AlpenGrün Müsli. Mit AGROBS AlpenGrün Mash, welches ebenfalls frei von Getreide und Melasse ist, können Sie zusätzlich die Verdauung PSSM-erkrankter Pferde unterstützen.

Für eine adäquate Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen empfiehlt es sich die Ration mit einem getreide- und melassefreien Mineralfutter wie AGROBS Naturmineral, AGROBS Weidemineral-Cobs oder AGROBS Seniormineral zu ergänzen. Da für eine gute Muskelfunktion eine bedarfsgerechte Versorgung mit Selen und Vitamin E  wichtig ist, sollte man insbesondere bei Pferden, die zu Belastungsmyopathien neigen, darauf achten, dass diese ausreichend mit Selen und Vitamin E versorgt werden. Bei einem Mangel empfehlen wir die kurweise Gabe eines hochwertigen Selen-Ergänzungsfuttermittels.

Sportpferden, die eine hohe Leistung erbringen, sollten zudem mit ausreichend Elektrolyten und natürlich Trinkwasser versorgt werden, um möglichen Zellschäden vorzubeugen. Wasser in Trinkwasserqualität sollte aber jedem Pferd in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Zum Ausgleich von Elektrolyten kann ein Salzleckstein angeboten werden.
 
 





 
Quellen*:

  • Meyer H., Coenen M.: Pferdefütterung. Enke Verlag Stuttgart, 2014

  • Dietz O., Huskamp B.: Handbuch Pferdekrankheiten. Enke Verlag Stuttgart, 2006

  • Gerber H. et al.: Diskussion der Polysaccharid-Speichermyopathie (PSSM) an vier Fällen. Pferdeheilkunde, 2001/1 (Januar/Februar), S. 11-20

  • Schnieders S.: Der PHCG informiert. PSSM - Muskelerkrankung bei Westernpferderassen. Paint Horse Club Germany, März 2011

 
 

Dr. med. vet. Katharina Boes
Oktober 2015  ©AGROBS GmbH

 
 
 
 
 
(* Die Quellenangaben beziehen sich auf den fachlichen Inhalt des Textes und nicht auf die Produktempfehlungen)


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